Pare down to the essence, but don’t remove the poetry. Keep things clean and unencumbered, but don’t sterilize.
Leonard Koren
Ich liebe die japanische Ästhetik und das Wabi Sabi Konzept. Ich frage mich immer wieder, wie sich diese Kunstform in Japan im Laufe der Zeit so herauskristallisieren konnte und in anderen Ländern nicht. Sicherlich liegt es am Zen-Buddhismus. Aber vielleicht auch an den Schriftzeichen, die schon für sich gesehen eine Art Kunst darstellen? An der Sprache? Ein Land, das so poetische Wortkreationen wie “Komorebi” hat, was so viel bedeutet wie, Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach der Bäume gefiltert wurden, hat wahrscheinlich eine ganz eigene Wahrnehmung der Welt? Dazu zählt eben auch das Wabi Sabi Konzept. Alles befindet sich im Wandel und erreicht dadurch nie einen perfekten, den endgültigen Zustand. Kintsugi ist ein Teil dieser Weltanschauung und heißt wörtlich übersetzt “mit Gold reparieren”. Die Kunst zerbrochene Dinge so zu reparieren, dass sie anschließend nicht nur schöner, sondern auch wertvoller sind. Eine Vergangenheit haben und eine Geschichte erzählen.
Eigentlich ist Kintsugi ein aufwendiger Prozess mit wertvollen Materialien. Ich wollte es trotzdem mal selbst versuchen und habe etwas recherchiert. Es gibt diverse Kits zu kaufen. Oder man kauft, wie ich, die Komponenten einzeln. Statt dem speziellen Urushi-Lack zu verwenden, nimmt man einen Zwei-Komponentenkleber. Statt echtes Goldpulver verwende ich Pigmente aus Epoxidharz. Somit sind meine “Kunstwerke” anschließend zwar nicht wertvoller, aber schöner. Oder zumindest nicht mehr kaputt;-)
Also legte ich mich auf die Lauer und wartete bis etwas kaputt ging. Als mein Mann dann eines Tages mit seinem Es-tut-mir-leid-Gesicht ankam. Er unterstützt mich eben wo er nur kann. 😉 Ein Unterteller war kaputt gegangen. Als ich dann noch beim Wertstoffhof einen zerbrochenen, royalblauen Teller mit goldener Rosenverzierung fand, bestellte ich sofort den Kleber und die Goldpigmente.
Später ist mir noch ein Reagenzglas bei der Reinigung eines Kronleuchters kaputt gegangen, das habe ich dann für die Anleitung genutzt.
Kurzanleitung
Der Kleber wird mit dem Goldstaub verrührt und auf eine der zwei Bruchkanten aufgetragen. Diese werden dann zusammengefügt.
Level 2
Material
- Zwei-Komponenten-Kleber
- Goldpigment
- Ein kaputtes Glas, Becher, Dose, Teller, Schüssel etc.
Werkzeug
- Altes Gefäß zum Anrühren
- Holzspatel, Zahnstocher oder Ähnliches
- Optional: Handschuhe
Anleitung
- Du nimmst jeweils die gleiche Menge der beiden Kleberkomponenten und fügst ein wenig Pulver hinzu. Wie viel Kleber man braucht, hängt davon ab, wie groß die Fläche zum Kleben ist. Je ein erbsengroßer Klecks reicht für circa eine große Bruchfläche eines Tellers. Da muss man sich rantasten. Es hängt auch sehr davon ab, wie schnell der Kleber trocknet und wie schnell man arbeitet. Ich habe den langsam trocknenden Kleber verwendet und daher immer gleich eine größere Menge, je einen circa 2 cm langen Streifen angerührt und meine drei Objekte parallel geklebt. Die Menge des Pulvers hängt natürlich von der Menge des Klebers ab. Ich habe eine Teelöffelspitze reingetan. Wahrscheinlich hätte auch weniger gereicht. Für die erbsengroße Menge reicht circa eine Messerspitze.
- Die so entstandene Masse wird mit einem Zahnstocher oder Spatel (sowas wie der Stiel von einem Eis zum Beispiel), so gleichmäßig wie möglich, auf einer Bruchkante aufgetragen.
- Nun musst du das behandelte Stück mit dem unbehandelten Gegenstück zusammenfügen und leicht in die richtige Position drücken. Dabei quillt die Masse raus, wobei das charakteristische Muster entsteht. Falls an der nächsten Bruchkante der Kleber “ausbeult”, sollte man ihn abwischen. Sonst entsteht eine Beule, wo der Kleber getrocknet ist und das nächste Stück lässt sich nicht mehr so einfach verbinden.
Ich habe einen Kleber verwendet, der eine Trocknungszeit von 90 Minuten hat. Dadurch hat man zwar viel Zeit, aber auch viele Probleme. Ich sage nur “wegfließende Teile…”. Andere DIYer hatten aber das Problem, dass sie nicht schnell genug für den schnell trocknenden Kleber waren. Beim nächsten Mal würde ich trotzdem einen schneller trocknenden Kleber verwenden.
Et Voilà
Es braucht etwas Übung, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel Masse man braucht, wie schnell man arbeiten muss und wie sich die Masse verhält. Nichts ist perfekt. Nichts ist fertig. Nichts ist für immer. Aber das Ergebnis gefällt mir. Dir auch?