Früher dachte man die Sonne ist ein Gott und die Geschwindigkeit von 30 km/h mit der die ersten Züge durch das Land rasten, sei gesundheitsschädlich. Es gibt eine Geschichte mal handelt sie von den Massai mal von indischen Lastenträgern. Die geht so: Westliche Forscher machen sich mit Hilfe von einheimischen Massai/Indern auf den Weg. Sie haben es eilig. Irgendwann setzen die Einheimischen sich hin und wollen nicht mehr weiter. – Was ist los? Wir wollen weiter! – Wir müssen warten bis unsere Seelen nachgekommen sind.
Ob diese Geschichte stimmt oder nicht, zumindest ist unser Gehirn der Entwicklung der letzten Jahrhunderte nicht nachgekommen. Während unsereiner früher nach der Säbelzahntigersichtung sich erstmal erholen konnte, rasen wir heute mit 300 km/h dahin, arbeiten dabei und erholen uns davon nicht mal beim Essen, denn das läuft nebenher. Die Sonne ist ein Stern. Und ja das ist ein Extrembeispiel. Und ja die Erfindung der Dampflock war gesundheitsschädlich, aber auf eine ganz und gar andere Art und Weise als damals vermutet.
Ich zumindest fühle mich ganz oft wie die Massai. Die Zeit rast an mir vorbei, bald bin ich vierzig und ich fühle mich immer noch wie Mitte zwanzig. Irgendwann ist meine Seele wohl nicht mehr nachgekommen. Und während ich mich langsam von der Quarter-Life-Krise erhole, steht schon die Mid-Life-Krise vor der Tür. Ich dachte doch, in dem Alter wüsste ich wie der Hase läuft! Ich dachte, ich würde aufhören, jemand werden zu wollen, und anfangen, ich zu sein. Stattdessen schaut mir jedes Mal der Säbelzahntiger in die Augen immer wenn ich in den Spiegel schaue…ok mittlerweile sagt er zumindest ganz nette Wörter.
Um aus dem Tiger eine Katze zu machen, etabliere ich eine neue Vagusnervübung. Raus aus dem Sympathikus rein in den Parasympathikus. Diese Übung stammt von Stanley Rosenberg einem Körpertherapeuten. Er bezeichnet sie als Grundübung für den Vagusnerv.
Diese Gewohnheit koppele ich an das Zubettgehen meiner Tochter. Nachdem sie eingeschlafen ist, schleiche ich mich nicht sofort davon. Ich lege mich auf den Rücken, verschränke meine Arme hinter dem Kopf, schaue (ohne den Kopf zu drehen) zuerst ganz weit nach rechts bis ich gähne, schlucke oder seufze und dann ganz weit nach links, bis eines der drei Zeichen der Entspannung eintritt. Das dauert anfangs noch 30-60 Sekunden. Nach ein paar Tagen habe ich diesen Punkt schon nach gefühlt zehn Sekunden erreicht. Die Katze schnurrt.