Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt, dass das Universum das Chaos anstrebt. Wenn eine Tasse zu Boden fällt, zerspringt sie in tausend Teile. Keiner würde, wenn er diese Scherben zu Boden fallen ließe, erwarten, dass da plötzlich eine Tasse oder irgendein anderer Gegenstand entsteht. Und so strebt auch unser Zuhause das Chaos an. Das bisschen Haushalt macht sich eben nicht von alleine. Aber es ist definitiv weniger zu tun, wenn man gar nicht erst groß Unordnung „entstehen“ lässt.
Im Chemieunterricht werden manchmal Kristalle gezüchtet, dafür braucht es einen sogenannten Impfkristall. An diesem können sich dann die weiteren Moleküle besser anlagern. So ist es auch mit dem Chaos. Sobald eine Hose auf dem obligatorischen Klamottenstuhl hängt, werden sich immer mehr Sachen dazugesellen. Solange der Stuhl aber leer ist, tendiere ich dazu die Sachen gleich aufzuräumen. Warum landet also diese Hose auf dem Stuhl? Weil ich es eilig habe und mir nicht die 10 Sekunden nehme, sie in den Schrank zu hängen. So ist es mit vielen Dingen. Der Saft ist leer, der Tetrapack wird auf die Arbeitsfläche gestellt. Ich falte es später wenn ich die Küche aufräume oder morgen wenn ich ein besserer Mensch bin…Wieso die Dinge zweimal in die Hand nehmen? Man ist morgen genauso Mensch wie heute. Oder die Tasse gleich in die Spülmaschine einräumen, Gartengeräte aufräumen und sich die Zeit sparen, sie später zu suchen, die leere Klorolle gleich in den Müll werfen, den benutzten Teebeutel nicht erst auf der Arbeitsfläche zu parken etc. Die Liste ist lang und leider wird sie nicht kürzer, wenn ich die Dinge nicht sofort erledige.
Da ich ein strukturliebender Mensch bin, ist die erste Minigewohnheit, die ich einführe die 2-Minuten-Regel. Alles was innerhalb dieser Zeit erledigt werden kann, wird sofort erledigt! Diese Regel findet mein Mann so toll, dass er sie auch gleich mit übernimmt.
Anfangs klappt es gut. Ich mache gefühlt sogar mehr. Die Spülmaschine ausräumen zum Beispiel, dauert bei mir länger als zwei Minuten. Ich will ja auch gleichzeitig entspannter durch das Leben gehen. Zumindest in der Küche sieht es ordentlicher aus. Auch im Schlafzimmer liegen keine Klamotten rum. Doch dann passiert es, die Impfkristallhose landet auf dem Boden. Mein Sohn schläft im Zimmer und ich schleiche leise davon. Später landen noch ein paar Klamotten auf dem Boden, der Kristall wächst. Doch früher als sonst, könnte ich alles wieder auf oder tue es in die Wäsche. Denn auch das dauert keine Zeit Minuten.
Dann gibt es Dinge, die haben keinen Platz, zumindest keinen ihnen zugewiesenen. Dann steht man da mit der Zeitschrift in der Hand, die man in der Apotheke bekommen hat, und die Uhr tickt. Also legt man sie doch einfach auf die Kommode. Was ist passiert? Die Kommode wurde geimpft! So ein Kristall, hat doch auch was von Ordnung…
Bei all dem Chaos frage ich mich, wie kann es sein, dass in einem Universum, das die Unordnung anstrebt, wir daherkommen und aus Steinen Steingut machen, also Tassen zum Beispiel…